Auszug aus der Chronik von Achatswies

Achatswies ist zwar nur ein kleiner Ort, eigentlich nur ein Gebäude mit umliegendem Grund, abseits vom Trubel im Leitzachtal am Nordrand der Alpen gelegen, aber trotzdem spiegeln sich in seiner Geschichte die Brüche, Bewegungen, Läufe und Ereignisse der bayerischen, deutschen, ja sogar der internationalen Geschichte.

 

Erstmals tritt der Name Achatswies ("Ahornswisn": die mit Ahornbäumen bewachsene Wiese) in einer Urkunde des Kloster Scheyern aus dem Jahr 1245 auf. Wergand von Ahornswisn, der keinen männlichen Nachkommen hat, schenkt seinen Hof dem Kloster Scheyern. Wergands Töchter sind mit dieser Schenkung nicht einverstanden und bestreiten das Recht des Vaters das Gut zu verschenken. Bischof Konrad II. von Freising schlichtet den Streit dadurch, dass die Töchter mit sechs Pfund Münchner Pfennigen abgefunden werden. Daraufhin verzichten die Töchter für sich und ihre Verwandtschaft auf weitere Ansprüche. Der Hof, der bis dahin anscheinend ein freies Bauerngut gewesen war, fiel damit unter klösterliche Verfügungsgewalt.

 

Die große Schwaige Ahornswies wurde um 1300 geteilt in Ober- und Niederahornswies.

 

Eine Hofbeschreibung aus dem Jahre 1646 berichtet, dass vier Rösser, zehn Rinder und vier Schafe gehalten wurden. In zwei kleinen Gärten am Haus wurden "Piesn" und "Gabis" angebaut. Piesn sind eine Rübenart, von der, ähnlich dem Mangold, nur die Blätter in der Küche verwendet wurden. Gabis war Weißkraut.

 

Die dramatischsten Veränderungen in der mehr als 750jährigen Geschichte erfuhr das Anwesen durch die Säkularisation infolge politischer Umwälzungen durch die Französische Revolution. Im Jahre 1803 fielen die Hofmarken der geistlichen Herren an den bayerischen Staat.

 

"Bessere Herrschaften" als Eigentümer von Achatswies: Nach dem Sekretär und Kassenwart der königlichen Hofjagd-Intendanz Ludwig von Bar, der das Anwesen zertrümmern und alles Holz schlagen ließ, erwarb 1893 der Miesbacher Brauereibesitzer und Bergwerksdirektor Carl Anton Fohr das Anwesen. Für ihn diente der Gutshof Achatswies als kleine Flucht heraus aus Miesbach, wo er Erholung suchte, ohne allzu weit von seinem Büro entfernt zu sein.

 

Sein Sohn veräußerte das Gut bereits 1906 an den "Preußen" Louis Kniffler. Der wohlhabende Kaufmann, dessen Vater 1859 in Nagasaki ein Handelshaus gründete, das zur Weltfirma L. Kniffler & Co. expandierte und der 1865 Konsul in Nagasaki wurde, ließ 1907 auf der Anhöhe hinter dem alten Hof das als Schloss, bzw. Jagdschloss bezeichnete Gebäude errichten.

 

Dieses wurde ab den 1930er Jahren als Pflegeheim und Krankenhaus genutzt. Die Lage erwies sich aufgrund seines gesunden Reizklimas für die Heilungsprozesse lungenkranker Patienten als ideal. Das heilklimatische Kinderkrankenhaus wurde bis 1969 aufrecht erhalten, bevor es aufgrund unrentabler Auslastung geschlossen wurde.

 

Seit 1970 bis heute dient das Objekt nun als Fortbildungsstätte des Pädagogischen Instituts der Landeshauptstadt München.

 

Der Gutshof erfuhr nach dem Tod Louis Kniffler jun. einen ständigen Eigentümerwechsel und gelangte 1930 in den Besitz der Bayerischen Landessiedlung, die sich als gemeinnütziges Unternehmen am Anfang um die Bewältigung der sozialen und wirtschaftlichen Kriegsfolgen kümmerte. Sie sollte Bodenspekulation und unwirtschaftliche Ganzzertrümmerungen verhindern. Doch genau dazu kam es in Achatswies: Die Landessiedlung gab das Gut and den Gast- und Landwirt Anton Storr aus Marbach/ Fischbachau weiter, der das Anwesen noch einmal aufteilte und stückchenweise verkaufte. Zwischenzeitlich wurde der Gutshof als Gaststätte und Cafe mit Fremdenzimmern geführt wie eine historische Postkarte belegt.

Historische Postkarte von Achatswies
Historische Postkarte von Achatswies